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Zurück in Deutschland

Die letzten Tage/Abreise/Lockdown

Eigentlich wollte ich noch aus Nepal schreiben, doch die Situation dort wurde zunehmend problematischer, sodass ich mich vorwiegend darauf konzentrierte die Dinge, die ich noch zu erledigen hatte, abzuhaken….um dann mehr oder minder „gelassen“ abzuwarten, ob mein regulärer Flugtermin noch so bleiben würde.
Hätte es nicht geklappt (es kann viel schief laufen auf dem Weg dahin… ) wäre ein auf unbestimmte Zeit langer Aufenthalt in Nepal die Folge gewesen. Und unbestimmt heißt unbestimmt.

https://kathmandupost.com/national Wenn jemand Interesse hat sich ab und zu die updates in der Tageszeitung anzuschauen. Ich empfinde die „Kathmandu Post“ noch immer als ordentliche „Berichterstattung“. Was man darin liest ist erst der Anfang der Katastrophe. Heute (Stand 05.05.2021)

Schon nach unserer Rückkehr aus Solukhumbu zeichnete sich deutlich ab, dass der Lockdown unvermeidlich war. Die Zahlen in Indien, sowie die Ansteckungsraten in Nepal sprachen gegen alles, was die Bevölkerung erhofft hatte; wie Überall sonst in der Welt auch einfach das Zurückkehren in die Normalität. Nun denn, innerhalb von 3 Tagen wurde der Termin (29. April) von der Regierung festgesetzt. Was folgte war eine unglaubliche Hektik im Kathmandutal. Alle (auch wir) zogen los, die letzten Besorgungen zu machen. Kochgaspreise und Busticketpreise stiegen rapide an, Lebensmittel wurden in großen Mengen nach Hause geschleppt. Säckeweise Reis und ab und zu auch mal ein großer Pack Clopapier. Es war auf allen Straßen Stau, die Luft dicker als sonst und um mit dem Taxi von Kathmandu nach Bhaktapur zu gelangen mussten wir zweimal umkehren und einen anderen Weg wählen, da die Straßen blockiert waren! Auch uns, Nima und mir blieben nur noch die 2 Tage, um alles vollends zu Erledigen, was vor meiner evtl. Rückreise noch fertig sein musste. Am Tag des Lockdowns begann die Zeit, in der eben keiner mehr offiziell ohne Sondererlaubnis auf den Straßen unterwegs sein durfte. Das Ausnutzen dieser Regelung und die explodierenden Infektionszahlen, führte schon jetzt, nach 5 Tagen zu strengeren Kontrollen und NOCH weniger Freiheit. Statt zweimal am Tag ist der Einkauf jetzt nur auf EIN morgendliches Zeitfenster begrenzt (von 5 bis 10 Uhr). Bevor Nima und ich uns auch nicht mehr treffen konnten, waren wir noch auf einen kurzen Besuch in der Kailash Bodi Schule und bei Kandi im Hostel. Zum Glück geht es ihr gut und ich weiß, dass sie auch in diesen Zeiten sicher untergebracht ist. Sie ist super fleißig und ihr Zeugnis war toll!

Nima und ich sahen uns dann auch in den letzten Tagen nicht mehr. Ich war in Bhaktapur und bereitete mich auf meine bis dato fragliche Abreise vor. Es gab so viele Dinge, die noch hätten schief gehen können.. doch die Götter hielten wohl alle ihre segnenden Hände weiterhin über mich. Mein PCR Test war negativ, an den Krankenhäusern riesige Schlangen und Menschenmassen, um getestet zu werden. Apropos Schlangen: Für Impfstoff, der kurzfristig verfügbar war ….gespendet aus Indien oder China, musste man Stunden anstehen. Meistens dauerte das einen Tag. Erst Berechtigung ergattern, dann warten, in Schlangen, die zum Teil durch ganze Stadtteile gingen. Biswo begleitete mich zum PCR Test, so dass mein Risiko in Schlangen vor den Schaltern am Hospital zu warten und mir dort gleich noch den Virus einzufangen, um einiges dezimiert wurde. Das Abholen des Testes war erneut eine besondere Fahrt ins Zentrum von Kathmandu. Als „Sozie“ auf dem Moped, die Haare im Wind (nur der Fahrer ist verpflichtet einen Helm zu tragen ?!?!) und kein Verkehr (Natürlich mit Sondergenehmigung!).

Mein Flug ging (noch) regulär am 2. Mai um 7.40 Uhr alles lief wie am Schnürchen. Zugegeben, die Tatsache, dass ich zwar mit Menschenmassen, aber nicht mit DIESEN Menschenmassen gerechnet hatte, brachte mir am Flughafen einen kurzen Anflug von Panik. Doch HUT AB vor all diesen unglaublich freundlichen Menschen, ich wurde von allen Fremden vor Ort gerne (!!!!!) in der Schlange vor gereicht. Und es waren viele Schlangen! Erst musste der PCR Test abgestempelt werden, dann gab es die Schlange zum Gepäckscreening (nur eine „Röntgenmaschine“ für alle Gepäckstücke der internationalen Fluggäste), dann die Schlange zur Gepäckaufgabe.. und dann Passkontrolle und Immigration..
es waren volle 2 Stunden Schlangen.. aber Turkish Airlines war etwas später dran, also passte alles wieder.

Zur Situation im Dorf

Das Leben nimmt dort seinen Lauf. Es wird gelebt, gearbeitet, sich gesorgt, gefeiert, gelacht, geweint (allerdings nicht wegen irgendwelchen „Sentimentalitäten“ – nur wenn etwas wirklich Schlimmes passiert!!!!! – Ich, die ich sehr nah ans Wasser gebaut bin ernte dort oft „entsetzte“ Blicke.. bis ich erklären kann, dass das bei mir einfach so „passiert“ – da ich NICHT Sherpa bin wird das dann zwar nicht verstanden, aber „akzeptiert ! Es passieren Unfälle und die Menschen sterben schneller. Allein in der Zeit, in der ich in Nepal war, sind 5 Menschen erkrankt oder durch einen Unfall in eine lebensbedrohliche Situation gekommen und es gibt nun mal keinen Arzt vor Ort, die Krankenschwester ist auch nicht immer da, das nächste Krankenhaus mit etwas (!!!!) medizinischer Versorgung ist weit weg. Patienten müssen zum Teil getragen werden, wenn sie nicht laufen können. Wer krank ist, hat schlechte Karten. So ist leider auch eines unserer gerade vermittelten „Patenkinder“ für immer eingeschlafen. Es ist unklar, an was er gestorben ist. Die Kinder sind dort nicht so wohl untersucht, wie bei uns. Sie sind da, sie leben und dann gehen sie eben auch zum Teil wieder.. einfach so. Direkt am und im Leben.. mit allen Begleiterscheinungen. Die anderen „Fälle“ von denen ich gesprochen habe, waren ein Hundebiss (sah sehr hässlich aus), ein Sturz (mit böser Kopfverletzung), eine Magenproblematik, sowie eine ungeklärte Schwellung des Bauches und Beines.. diese Vier überlebten.. aber die Geschichten sind allgegenwärtig. Das ist einfach mal so… Krankenhaus ist weit weg. Die Kopfverletzung wurde nachdem sie notdürftig versorgt worden war und der „Onkel“ (ein Onkel Nima‘s) mehrfach reanimiert worden war nach Kathmandu geflogen. (DAS KOSTET GELD… für viele unerschwinglich… dann muss man sich verschulden, wenn man seine Liebsten gerettet haben möchte. …). So gibt es in jeder Familie viele Geschichten. Traurig ist es allemal. Norge, „unser“ Kleiner, Stiller bleibt mir immer in Erinnerung, sein Bild hat sich mir eingeprägt. Ich wünsch mir von ganzem Herzen, dass es ihm dort, wo sein Seelchen jetzt ist besser geht. Die Mühsal und Not des armen Alltags auf Erden für ihn vorbei ist.

Ich bin sehr DANKBAR für alles, für alle Hilfe, die ganz viele wunderbare Menschen, Spender und Sponsoren und Paten möglich machten. Nach meiner heilen Ankunft hier, blicke ich zurück und die Eindrücke werden noch eine ganz lange Zeit nachwirken. Unsere Hilfsaktion dieses Jahr war zum richtigen Zeitpunkt, alles lief gut! Was bin ich froh, dass ich bei all diesen Entscheidungen von „guten Mächten behütet werde“.

Patenkinder
Unsere Liste der Patenkinder umfasst nun 73 Kinder, denen wir mit 10 Euro pro Monat eine (für uns mögliche) sichere finanzielle Hilfe zusprechen konnten. Es gibt noch ein paar wenige Kinder, die auf der Liste warten, … aber 73 sind auch ganz schön viele .. Manche werden derzeit nicht am Unterricht teil haben können, da online Unterricht in Nepal zwar weiter bezahlt werden muss (die Schulen bieten es ja an..) aber nicht jeder ein Gerät zum Empfang hat oder einfach das Internet gar nicht bis ins Dorf kommt. Ein riesiges Dankeschön an alle Paten. Wir versuchen auf jeden Fall an den Kindern und den Eltern dran zu bleiben, die Situation derzeit ist allerdings hoch problematisch! Wir tun was wir können!
DANKE.

   

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