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Wieder in Kathmandu!

Zurück aus den Bergen und zurück aus einer sehr ausgestorbenen Khumbu Region fühle ich mich langsam verpflichtet ein paar Dinge „zu Blatt“ zu bringen.
Noch habe ich nicht alle meine Gedanken sortiert, Gefühle sind immer in Wallung, wenn ich wieder im Dorf war.. hat doch alles zwei Seiten, z.B. die Tatsache, dass Pemba (Nima’s älterer Bruder) darum gebeten hat, dass wir auch Change unterstützen und er nach KTM auf die Kailash Bodi Schule gehen darf. Dort ist schon seine ältere Schwester Kandi (sehr fleißig und erfolgreich, trotz aller widriger Unstände). Nun könnte man denken.. – ja klar.. eben mal eine bessere Schulausbildung finanziert bekommen.. ist ja easy… dass diese Kinder aber im Dorf fehlen… in einer funktionierenden Familiengemeinschaft und dass die Eltern diese Kinder schweren Herzens TROTZDEM „entsenden“, in der Hoffnung ihnen eine bessere Chance im Leben zu bieten – daran denkt man selten. Ich werde immer wieder daran erinnert und da ich Pemba recht gut kenne sehe ich auch den Schmerz der Entbehrung. Und jetzt auch noch Change. Nächstes Jahr vielleicht auch Kanchi… trotzdem… ist es jedes einzelne Kind wert… eine Chance zu bekommen. Ja.. wir sehen unsere Welt oft sehr einseitig…
Aber ich habe einen Punkt vorweg genommen. Jetzt der Reihe nach… :

Change wird wahrscheinlich unser zweites „Großprojekt“. Er soll ab dem kommenden Schuljahr in die fortführende Schule. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er genauso erfolgreich, wie seine Schwester die Sprachbarriere meistert, die ihm bevor steht. FAST alle Fächer werden in Englisch unterrichtet. Seine Schwester hat innerhalb eines Jahres DAS „nebenher“ gemeistert. Ich denke Change wird ein bisschen mehr daran zu knabbern haben, glaube aber daran, dass er es auch schaffen kann.

Kandi (seine Schwester) konnte aufgrund des Lockdowns in Nepal die Hälfte ihres zweiten Schuljahres in der Kailash Bodi nicht besuchen. Die Schulen waren, wie bei uns, geschlossen und Kinder wie Kandi waren im Dorf. Online Unterricht gab es, manche Kinder schlossen sich zusammen und folgten dem Online Unterricht in Gruppen (da nicht alle Geräte haben)… leider gibt es bei Kandi in Hil kaum Internetempfang. Das Teilnehmen am Online Unterricht war somit nicht möglich. Als es wieder Lockerungen gab, konnte sie zum Glück wieder nach Kathmandu. Erst lebte sie bei Nima (4 Personen in einem Zimmer und leider auch kein zuverlässiger Internetanschluss… ), dann konnte Nima nach einem Gespräch mit der Schulleiterin erreichen, dass sie als einzige Bewohnerin nebst der Hausmeisterin mit Tochter… im Hostel unterkam. So konnte Kandi tatsächlich ERFOLGREICH das Schuljahr aufholen und abschließen! Meine allergrößte Hochachtung!

Unsere Maya… das erste „Kind“, welchem wir eine Schulausbildung ermöglichten… (Marshiyandi Schule, Start 2015 nach dem Erdbeben). Maya hatte noch vor Corona die Schule abgebrochen und ist mitlerweile in Dubai als „Gastarbeiterin“. Das ist zwar nicht das Ziel, welches wir für sie gewünscht hätten, jedoch wird sie in den 2 Jahren Arbeit dort auf jeden Fall eine größere Chance haben zu „überleben“, da sie wenigstens die Grundkenntnisse einer Schulausbildung erhalten hat. Sie ist alt genug ihre Entscheidungen zu fällen.

Unsere Reise ins Dorf war grandios. Wir hatten für all unsere Patenkinder das Geld dabei und für die Anwärter, die schon seit über einem Jahr auf der Warteliste standen, hatten wir wenigsten einen kleinen Beitrag für das Bestreiten des Lebensunterhalts. Außerdem hatten wir für jeden Haushalt in Hil einen Sack Reis finanziert, inklusive (Esel-) Transport.

Wir hatten in unseren drei Tagen vor Ort wieder alles Mögliche zu erledigen. Empfangen wurden wir nach unseren drei Tagen Anreise abends mit einem wunderschön geschmückten Tor, durch das wir erst nach einem ausgiebigen Puja (Gebet) vollkommen erschöpft eintreten durften (die Coronazeit macht uns ja nicht unbedingt fitter 🙂 … ). Tags darauf begann das Sherpa Fest mit dem gemeinsamen Kochen der Männer (!!!). Ein Schwein wurde zerlegt, Chang (Sherpabier) eimerweise vorbereitet und alles in allem war es ab morgens 8.00 Uhr ein buntes Treiben. Das Haus war voll und es gab wieder einen „Kata“ nach dem anderen. Jedes Patenkind, das sein Geld bekommen hatte, jeder der um Hilfe bat, jeder der sich einfach nur freute dabei zu sein, kam und legte uns einen Kata um. Nicht ohne eine Spende Milch, Chang, Bier, Cola oder sonstiges „Besondere“. Dann kam ein Glückwunschkuchen, der von unseren unglaublich fähigen Freunden – als Mountainguides arbeitende Alleskönner – gezaubert worden war. Er war groß genug, dass wir alle ein Stück davon probieren konnten (seeeeeeehr lecker!!!), statt Sahne die Schrift mit Eischnee. Man beachte im Dorf gibt es keinen Backofen der herkömmlichen Art! Meist wird am Feuer gekocht… UND gebacken. Die Jungs können einfach alles!
Jep.. dann Sherpatanz mit Sherpagesang und eine wunderschöne Sherpadisko auf dem Vorplatz! Es gab kein Entrinnen!… Tanzen, Feiern, Lachen, Froh sein.. wie Nima sagte: „I think they needed a party“… wir vergessen das auch manchmal.. das FEIERN und Fröhlich sein.

Falls es jemanden interessieren sollte… „social distancing“ war definitiv UNMÖGLICH und ein vollkommenes Fremdwort … vor Ort.

Die nächsten beiden Tage vergingen mit den Vorbereitungen für die Reisausgabe, sowie den Besuchen derer, die am Tag zuvor nicht dabei sein konnten. Die Esel brachten uns den Reis auf sehr schwierigen Pfaden. Wir wurden rechtzeitig informiert, um den „Einzug“ des Reistransports live mitzubekommen. Die Reissäcke wurden zum Teil noch weit transportiert. Eine alte Frau kam 1 ½ Stunden angewandert, um ihren Reis abzuholen und selbst auch wieder heim zu tragen. Sie lebt weitab vom Dorf auf einem einsamen kleinen Hof.

Alles in allem blieb die Freude des ersten Tages auch die nächsten zwei Tage erhalten. Es kamen und gingen wunderbare Menschen und in ihren Augen war stets Dankbarkeit und Verbundenheit zu finden. Der Tag des  Abschieds lässt jedes Mal die Emotionen deutlich erkennen, und immer wieder verlässt jemand den Raum, um die Tränen nicht offen zu zeigen. Man weint nur, wenn etwas WIRKLICH Schlimmes passiert. Doch richtig trocken bleiben die Augen am Abschiedstag nie. Der Abschiedsmorgen zieht sich meist, trotz frühem Start, es gibt Frühstück und Katas und Chang und es kommen noch viele vorbei, eben aus dem Grund des Abschied nehmens, und irgendwann beginnt die Hektik… das „JETZT aber los“ bevor alle weinen.. und dann geht es flott… Ein Trost war uns dieses Mal, dass wir ja weiter durften, noch zwei Wochen Trekking und die erste Station wanderten wir mit Lakpa Dendi, einem unserer Patenkinder, sowie seiner „Pflegemutter“. Dabei brachten wir noch 5 Ziegen sicher an den nächsten Ort. 🙂 So fiel uns der Abschied etwas leichter.

Unterwegs ging es natürlich an das Verarbeiten des Erlebten und zum Glück konnte ich mich auch noch auf die Begegnung mit dem einen oder anderen Patenkind freuen, deren Eltern oder „Verantwortlichen“ es möglich machten, dass ich die Kinder treffen konnte. So waren Sonam und Maya noch 45 Minuten aus Bumberi nach Kharikhola angewandert, zusammen mit ihrem Papa, um uns zu treffen. Pasang besuchten wir in Kharikhola im „Kloster“, in dem er als kleiner Mönch endlich eine ordentliche und zuverlässige Beschulung und Versorgung bekommt. Das Leben schreibt hier oft besonders schwierige Geschichten.

Nun denn… das war es fürs Erste.

DANKE noch an alle, die „spontan“ nach meinen Aufrufen über facebook oder what’s app eine weitere Patenschaft übernommen haben. Oder auch wieder etwas gespendet haben. NAMASTE! Ich betone immer wieder, dass es ja „nur“ 10 Euro pro Monat sind, d.h. wir leisten ja nur einen kleinen Beitrag dazu, dass die Kinder wirklich in die Schule können. Aber als ich die Tränen in den Augen eines „Lodge-Betreibers“ sah, der meinte: 10 SICHERE Euro im Monat sind VIEL für mich! – Da wusste ich wieder.. „meine Wahrnehmung ist begrenzt!“
DANKE, DANKE, DANKE… allen, die uns unterstützen! Ich kann nur die Bilder sprechen lassen.. Worte sind oft nicht genug! Freue mich über jeden, der Anteil nimmt!

Die Reise in Bildern

   

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